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Tiltelbild für den Bereich Liedgut im neuen Gotteslob

Das neue Gotteslob – Überlegungen
und Bemerkungen zum Gendern von Liedern

oder: Gedanken zu einer Zeiterscheinung in der zeitlosen Kirche

Keine Frage: Niemand will per Gotteslob irgend jemand anders diskriminieren. Auch Jesus hat schließlich mit Frauen genausogut geistliche Gespräche geführt wie mit Männern. Zum Beispiel mit den Schwestern Maria und Martha. Allerdings: Geistliche Gespräche mit Männern und Frauen gleichzeitig waren nicht darunter. Somit ist die Haltung Jesu schnell umrissen: Männer und Frauen haben jeweils ihre eigene Spiritualität, die beide für sich wertvoll (aber nicht austauschbar) sind und folglich in der Kirche ihren Platz haben müssen.

Allerdings hat Jesus auch klare Worte gefunden, was das kleinliche Aufrechnen von vermeintlichen Privilegien angeht. (Im Volksmund spricht man auch von Erbsenzählerei.) Denken wir nur an das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg. Oder an das Gleichnis vom verlorenen Sohn, das Papst Benedikt XVI lieber als »Gleichnis von den zwei Brüdern« bezeichnet wissen wollte.

Und nun stellt sich die Frage: Wie ist in diesem Licht das hochnotpeinliche Suchen nach vermeintlichen Mißachtungen der Gleichberechtigung zu sehen? Zunächst einmal: In der deutschen Sprache ist es seit jeher üblich, Einzelpersonen im Zweifelsfall eher mit dem Genus masculinum und Kollektive eher mit dem Genus femininum zu bezeichnen. (So heißt es im Sport zum Beispiel die Herrenmannschaft, ohne daß irgendjemand auf die Idee käme, sich dabei am weiblichen grammatischen Geschlecht zu stören. Und Kinder derselben Eltern nennt man Geschwister, abgeleitet von der weiblichen Bezeichnung »Schwester«, von »Gebrüdern« spricht man höchstens wenn sie biologisch gesehen ausschließlich männlichen Geschlechts sind.) Grammatisches und biologisches Geschlecht sind nun mal zwei verschiedene Dinge. Die alten Römer hatten es da einfacher: Sie unterschieden zwischen »genus« (grammatisches) und »sexus« (biologisches Geschlecht). Schlagendes Beispiel: Im Tierreich gilt als Musterbeispiel für typisch männliche Faulheit und Nutzlosigkeit die Drohne.

Ich will aber hier keine verhinderte Doktorarbeit loswerden, sondern ganz einfach die Frage stellen: Wie geht man dem Willen Jesu gemäß mit dem Anspruch unserer Frauen auf Wahrnehmung und Pflege ihrer ganz eigenen und unverwechselbaren Spiritualität im Rahmen der Kirche um? Der Versuch, diesem Anspruch über das Umtexten von Liedern nachzukommen, ist natürlich wenigstens ein Anfang und damit durchaus lobenswert, aber per saldo, Entschuldigung, kümmerlich. Außerdem legt es die Assoziation nahe, weibliche Spiritualität sei nichts Eigenständiges, sondern lediglich eine Abart der männlichen, wenn auch möglicherweise eine verbesserte. Die angesprochene Kümmerlichkeit ebenso wie die Gefahr der Fehl-Assoziationen kann man nun nicht aus der Welt schaffen, indem man das Gendern womöglich noch so weit treibt, daß es sich selber ad absurdum führt. Hierzu drei Beispiele aus der Bibel:

  • Kolosserbrief, Kapitel 3, Vers 11: Da ist nicht mehr Grieche, Griechin, Jude oder Jüdin, Beschnittener, Beschnittene, Unbeschnittener oder Unbeschnittene, Nichtgrieche, Nichtgriechin, Skythe, Skythin, Sklave, Sklavin, Freier, Freie, sondern alles und in allen Christus.
  • Apostelgeschichte, Kapitel 2, Vers 8ff: Wie hören wir denn jeder und jede seine und ihre eigene Vater- und Muttersprache? Wir Partherinnen und Parther und Mederinnen und Meder und Elamiterinnen und Elamiter, (...) Einwanderinnen und Einwanderer aus Rom, Jüdinnen und Juden, Judengenossinnen und Judengenossen, Kreterinnen und Kreter, Araberinnen und Araber, ...
  • Psalm 1, Vers 1: Selig der Mann und die Frau, der/die nicht folgt dem Rat der Bösen, der/die nicht auf dem Weg der Sünder und Sünderinnen geht, noch sitzt in der Runde der Spötter und Spötterinnen. (Glücklich die Süddeutschen: Wenigstens das »der/die« könnte man in den meisten ihrer Mundarten einfach durch das garantiert geschlechtsneutrale »wo« ersetzen.)

Darüber muß wohl nicht diskutiert werden. Es bleibt als Möglichkeit die Beschränkung auf kleine Änderungen in der Formulierung – aber ist das schon das Ausmerzen von klaren Mißachtungen des Willens Jesu (hier: das Einbeziehen der weiblichen Spiritualität ins Leben und Wirken der Kirche)? Sprache und Denken korrelieren durchaus nicht so zwangsläufig, wie es immer wieder behauptet wird. Was erreichen Lektorinnen und Lektoren in der Realität, wenn sie ausgerechnet Paulus unterstellen, er habe an »Schwestern und Brüder« schreiben wollen? Machen Lehrerinnen und Lehrer etwas besser, wenn sie ihre Schülerinnen und Schüler auffordern, auf dem Schulhof eine Schneeperson zu bauen oder ihre Taschenrechner und Taschenrechnerinnen aus der Schulmappe zu nehmen? (Kein Scherz: Es gibt bereits Untersuchungen darüber, ob Computer nicht vom Wesen her eher weiblich seien und also mit einem Wort feminini generis zu bezeichnen wären.) Und wie gendert man die Aussage des Credo, Jesus würde wiederkommen in Herr-lichkeit?

(Übrigens wäre da noch eine Sache, die man eigentlich immer unter den Tisch fallen läßt: Verträgt es sich mit dem Gender-Prinzip, daß Jesus für das Jüngste Gericht ankündigt, Er werde die Böcke – also sämtliche männlichen Individuen aus Seiner Herde und auch nur diese – zu Seiner Linken versammeln und in die Hölle schicken? Oder zählt das generelle Abwerten von Männern nicht als Verstoß gegen die Gleichberechtigung?)

Im Ernst: Zu kaum einer Zeit wurde die Hochachtung vor den Frauen so blumig und facettenreich verbalisiert wie im Mittelalter von den Minnesängern. Aber zur selben Zeit wurden Frauen ohne faire Prozesse (und ohne Skrupel bei der Mitwelt) aus nichtigen Anlässen zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt, von ihren Eltern ungefragt in Klöster entsorgt und anderweitig entwürdigt. Eine Hildegard von Bingen mußte sich dem Urteil eines (natürlich männlichen) Beauftragten des Papstes unterwerfen, um den Verdacht zu entkräften, ihre Visionen stammten vom Teufel.

Auch anderweitig ist die Entsprechung zwischen Sprache und realer Gesinnung alles andere als hundertprozentig. Bietet das gleichwertige Begrüßen von Damen und Herren eine Garantie für eine faire Gleichbehandlung beider durch den Redner, wenn er das Rednerpult verlassen hat? Und müssen wir unsere Sprache ändern (vielleicht ein weiteres grammatisches Genus einführen), wenn die Forderung des Bundesverfassungsgerichts nach der Verankerung eines dritten biologischen Geschlechts im Gesetz realisiert wird? Gibt es im Anschluß daran womöglich eine neue Gotteslob-Überklebe-Aktion? Und wie hat man es einzuordnen, daß weder in Gesetzen noch in ihren Kommentaren von »Mörderinnen und Mördern« beziehungsweise von »Verbrecherinnen und Verbrechern« die Rede ist?

(Besonders amüsant ist in diesem Zusammenhang die Angewohnheit mancher Übereifriger, das unbestimmte Pronomen »man« durch »man/frau« zu ersetzen. Dieses Pronomen leitet sich tatsächlich von »Mann« ab; letzteres bezeichnet hier aber kein Geschlecht, sondern (wie im alten fränkischen Sprachgebrauch) den sozialen Status eines Freien. Somit steht es nicht im Gegensatz zu »Frau«, sondern zu »Knecht«. Als Beispiel sei das Lied »Wohin soll ich mich wenden« angeführt, wo es gleich in der ersten Strophe heißt: »Soldat muß alles werden, sei einer Knecht oder Mann«. Und die Aussage »Man spricht nicht mit vollem Mund!« bedeutet selbstverständlich nicht: »So benehmen sich nur Frauen!« sondern »So benehmen sich nur Knechte!« – heute würde man wahrscheinlich eher das Wort »Proll« benutzen.)

In punkto Gendern der Gotteslob-Texte sind wohl beide Extreme unangebracht. Die paar Änderungen sind weder ein Schritt auf dem Weg in eine »dämonische Ideologie« (Jorge Mario Bergoglio SJ) noch ein spürbarer Beitrag zu Gleichberechtigung und Gleichbehandlung. Man wird sich gleichwohl damit abfinden müsen, daß manche Mitfeiernde in Gottesdiensten aller Art trotzdem das Fehlen einer ausdrücklichen Erwähnung der Vertreter beider Geschlechter als Manko betrachten und daß andere die gegenderten Texte als entstellt empfinden. Und daß es weitere gibt, die (so wie ich selbst) in der ganzen Umtexterei eine gut gemeinte, aber kleinlich-unbeholfene (um nicht zu sagen: kindische) Aktion mit einem grotesken Mißverhältnis zwischen Aufwand, Wertminderung und positiver Restwirkung sehen.

Gegen all das gibt es eine einfache Abhilfe: Nicht mitsingen und sich in anderer Weise auf Gott ausrichten. Oder, wenn man ihn in irgendeiner Form noch parat hat, den alten Text singen. (Ich werde mich bemühen, die alten Texte über diese Site für jedermann – ja, ich weiß, und für jedefrau – weiter zugänglich zu machen.) Und nicht vergessen: Jeder Narr ist anders, und man kann nicht verhindern, daß manche ihren eigenen Vogel für den Heiligen Geist halten. Wovon allerdings nur wenige bisher wirklich glücklich geworden sind.

Tralala

Tralala

Das Bild zeigt den G-Schlüssel, der zum Beispiel als Violinschlüssel verwendet wird. Das Bild zeigt den nach unten transponierenden G-Schlüssel, der zum Beispiel für Tenorstimmen oder die Gitarre verwendet wird. Das Bild zeigt den nach oben transponierenden G-Schlüssel, der für besonders hohe Töne verwendet wird. Das Bild zeigt den F-Schlüssel, der zum Beispiel als Baßschlüssel verwendet wird. Das Bild zeigt den nach unten transponierenden F-Schlüssel, der zum Beispiel für Kontrabässe verwendet wird. Das Bild zeigt den C-Schlüssel, der in verschiedenen Positionen zum Beispiel für die Bratsche, für hoch spielendes Cello oder generell für alte Musik verwendet wird. Das Bild zeigt eine ganze Note. Das Bild zeigt das Versetzungs- und Vorzeichen Kreuz. Das Bild zeigt das Versetzungs- und Vorzeichen Be. Das Bild zeigt eine rein weiße Fläche, die als Grundlage für veränderbare Bilder dient. Das Bild zeigt eine rein weiße Fläche mit drei Linien, die als Hilfslinien in veränderbare Notenbilder eingetragen werden können. Das Bild zeigt eine rein weiße Fläche mit zwei Linien, die als Hilfslinien in veränderbare Notenbilder eingetragen werden können. Das Bild zeigt eine rein weiße Fläche mit einer Linie, die als Hilfslinie in veränderbare Notenbilder eingetragen werden kann. Das Bild zeigt einen Kreis mit Markierungen, der als Grundlage für die Erstellung einer Quintenzirkel-Graphik verwendet werden kann. Das Bild zeigt eine geschweifte Klammer.